
London kämpft gleich an zwei Fronten: Im Bankenviertel Canary Wharf stehen seit der Pandemie zahlreiche Büroflächen leer, weil viele Angestellte ins Homeoffice gewechselt sind. Gleichzeitig steckt die Klubszene in der Krise – hohe Preise, veränderte Gewohnheiten und ein gesundheitsbewusstes Publikum haben Clubs und Pubs in den letzten Jahren stark zugesetzt.
Das renommierte Kreativstudio Bompas & Parr schlägt nun einen ungewöhnlichen Ausweg vor: leere Bürotürme sollen nachts zu Partyzonen werden. Und zwar nicht für die Generation Z, die lieber Netflix und Fitnessstudio wählt, sondern für die über 50-Jährigen. Diese Altersgruppe gilt als überraschend ausgehfreudig – mit Lust auf lange Nächte, Erinnerungen an frühere Rave-Zeiten und der nötigen Kaufkraft.
Tatsächlich stützt sich die Branche zunehmend auf dieses Publikum. Laut Branchenvertretern wollen viele «Babyboomer» ihre Jugendkultur noch einmal aufleben lassen. Studien zeigen zudem, dass Alkohol- und Drogenkonsum unter Älteren keineswegs verschwunden sind – im Gegenteil: für sie werden sogar spezielle, «seniorentaugliche» Partydrogen diskutiert.
Für die Branche könnte dies eine Chance sein: Statt steriler Büroflure entstehen temporäre Clubs, die von fehlenden Anwohnern und damit weniger Lärmklagen profitieren. «Tagsüber Anzüge, nachts Raves» – so beschreiben die Trendforscher ihre Vision.
Ob sich die Idee durchsetzt, bleibt offen. Klar ist aber: Während die Jungen ihre Abende nüchtern und früh zu Bett verbringen, könnten die älteren Semester künftig die leeren Bankentürme mit neuem Leben füllen – und Londons Nachtleben zu einer zweiten Blüte verhelfen.
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